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Franz Schubert (1797-1828): Deutsche Messe

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  1. Wohin soll ich mich wenden,
    wenn Gram und Schmerz mich drücken?
    Wem künd' ich mein Entzücken,
    wenn freudig pocht mein Herz?
    Zu dir, zu dir, o Vater
    komm ich in Freud und Leiden,
    du sendest ja die Freuden,
    du heilest jeden Schmerz.

  2. Ach, wenn ich dich nicht hätte,
    was wär' mir Erd' und Himmel?
    Ein Bannort jede Stätte,
    ich selbst in Zufalls Hand.
    Du bist's, der meinen Wegen
    ein sich'res Ziel verleihet,
    und Erd' und Himmel weihet
    zu süßem Heimatland.

  3. Doch darf ich dir mich nahen,
    mit mancher Schuld beladen?
    Wer auf der Erde Pfaden
    ist deinem Auge rein?
    Mit kindlichem Vertrauen
    eil' ich in deine Arme,
    fleh' reuerfüllt: Erbarme,
    erbarm', o Herr, dich mein!

  4. Süß ist dein Wort erschollen:
    Zu mir, ihr Kummervollen!
    Zu mir! Ich will euch laben,
    euch nehmen Angst und Not.
    Heil mir! Ich bin erquicket!
    Heil mir! Ich darf entzücket
    mit Dank und Preis und Jubel
    mich freu'n in meinem Gott.

Abweichungen in der Chormappe (CM 75)

Die ersten drei Strophen wurden in Anlehnung an das Orginal völlig neu gedichtet. Dabei wurde das Reimschema grundlegend verändert, welches im ursprünglichen Gedicht von Strophe zu Strophe variiert. Gemeinsam ist allen Strophen dort nur, dass es jeweils zwei Verse ohne Reim gibt (sog. "Waisen"). In der Fassung CM wurde durchgehend der Paarreim verwendet. Der Inhalt des neuen Textes unterscheidet sich kaum vom Original.

Warum diese Veränderungen vorgenommen wurden, ist nicht zu erkennen. Der Original-Text paßt besser zu der Melodieführung Schuberts. Dieser endet nämlich im jeweils zweiten und vierten Vers mit einer Senkung (= unbetonte Silbe), was in der Melodie berücksichtigt ist. Die Nachdichtung hingegen endet an diesen Stellen mit einer Hebung (=betonte Silbe).

An den gleichen Stellen wurden außerdem die Noten der Alt-Stimme verändert, was wahrscheinlich mit der anderen Textverteilung in Zusammenhang steht.

Strophe 4 wurde in der Chormappe ganz weggelassen.

Anmerkung: In der Männerchormappe (M 103) und in dem Buch "Grabgesänge" (Nr. 61 bzw. 100) gibt es noch eine weitere Text-Variante, die dem Original zwar etwas näher kommt, diesem aber auch nicht völlig entspricht.

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