Wer in der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober an der Glör-Talsperre
nahe Breckerfeld spazierenging, konnte eine frostige, glasklare Nacht
mit funkelnden Sternen und Klängen von Brahms erleben. "In stiller
Nacht zur ersten Wacht..." sangen ein paar junge Leute in der Dunkelheit,
nachdem im Fackelschein die halbe Talsperre umrundet hatten. Andere Lieder
folgten: u.a. das Abendlied von Rheinberger sowie das schlichte "Der
Mond ist aufgegangen". Als dann die Kälte langsam an den Beinen
hochkroch, ging es flugs zurück in die Jugendherberge Breckerfeld,
in der die dreitägige Chorfreizeit des kleinen Hagener Jugendchores
stattfand.
Der Hagener Jugendchor entstand 1994, als zum
hundertjährigen Jubiläum der Neuapostolischen Kirche Hagen
(in NRW) die Feierlichkeiten vielfältig gestaltet werden sollten.
Inzwischen besteht er aus ungefähr vierzig jugendlichen Sängern
und Sängerinnen, die sich regelmäßig zu mehrstündigen
Proben treffen. Das Repertoire umfasst dabei ganz einfache Choräle
und Lieder wie auch achtstimmige Motetten von Mendelssohn.
Diese Chorfreizeit (die erste in der Geschichte des Chores) diente
besonders der Vorbereitung auf das Konzert "Jesus, meine Zuversicht"
am 30.10.99 in Hückeswagen. Das gemeinsam verbrachte Wochenende
hat für die musikalische Entwickung mehr gebracht als viele Einzelproben
zuvor. Aber auch der gesellige Aspekt kam nicht zu kurz.
Die einzelnen Tage
Nachdem der Freitagabend direkt mit einer zweistündigen
Probe ("Bestandsaufnahme") begonnen hatte, ging es hinein
in den Partykeller der JuHe, wo bei eilig herangebrachter Musik aus
der Konserve kräftig gefeiert wurde. Eigentlich wäre eine
Vorstellungsrunde nicht schlecht gewesen - in einem vierzigköpfigen
Chor, in dem immer wieder mal neue Gesichter dazukommen, kennen sich
nicht alle namentlich. Aber Musik und die fortschreitende Zeit ersetzten
dieses Versäumnis. Auch wurden längst vergessen geglaubte
Bewegungsrituale wiederbelebt... :-)
Am Samstagmorgen war das Aufstehen nicht für
alle eine Freude - nach kurzem Nachtschlaf schon um 8h zu frühstücken
und dann kurz darauf mit konzentriertem Proben zu beginnen, dazu brauchte
man schon einen festen Willen - oder freundliche Zeitgenossen, die energisch
nachhelfen.
Der Samstag war der "Hauptarbeitstag" - von morgens bis abends
wurde in wechselnder Besetzung geprobt. Mal gab es Proben für die
einzelnen Stimmen, mal für Frauen- und Männerchor. Durch kleine
Pausen und regelmäßiges "Wieder-Einsingen" kam
es aber nicht zu Überanstrengung der Sänger und Sängerinnen.
Die Stunde Mittagspause wurde von manchem noch zu Vorratseinkäufen
genutzt, andere drehten bei strahlendem Sonnenschein eine Runde um die
Glör-Talsperre. Dort entstand auch das aktuelle Gruppenbild des
Chores:
Abends wurde dann gemeinsam in der Hütte der JuHe gegrillt, bevor
es losging zu Nachtwanderung und Nachtgesang. Es war ein herausragendes
Erlebnis, gemeinsam in der Dunkelheit zu singen und dabei die Texte
viel stärker nachzuempfinden, als es sonst möglich ist.
Sonntagmorgen: Zeit für den Jugendgottesdienst,
zu dem der Nachbarbezirk Iserlohn eingeladen hatte. In Fahrgemeinschaften
machten sich die Jugendlichen auf den Weg dorthin und trafen noch müde,
aber pünktlich dort ein. Etwas überraschend kam die Frage
des Dienstleiters, ob der kleine Chor nicht ein Stück vortragen
könne. Als letztes Lied wurde dann auswendig der Gospel "Nobody
knows the trouble I´ve seen" gesungen - und mit viel Beifall
von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Jugendgottesdienstes bedacht.
Nach dem Gottesdienst ging es zurück zum letzten Abschnitt: Eine
Probe der wichtigsten Stücke, diesmal in gemischter Sitz- bzw.
Stehordnung (Stimmen nicht nebeneinanderstehend). Das war für manche
noch mal ein Test, wie sicher sie die geprobten Sachen nun beherrschen.
Den Ausklang des gemeinsamen Wochenendes bildete dann ein Gespräch
über die Planung für das kommende Jahr - inhaltliche und organisatorische
Wünsche aller Beteiligten hatten hier ihren Platz.
Ein paar Jugendliche machten sich dann noch mit dem Dirigenten auf
den Weg in das Evangelische Altenpflegeheim des Ortes, wo dann für
die Bewohner und Bewohnerinnen ein paar Stücke vorgetragen wurden.
So fand das Geübte direkt wieder eine sinnvolle Anwendung. Schließlich
zerstreuten sich auch die Letzten - angenehm erschöpft und mit
Erlebnis, dass Liebe zur Musik eine ausgezeichnete Basis für Gemeinschaft
bilden kann.