Rund 50 Organistinnen und Organisten der
Neuapostolischen Kirchengemeinden aus dem Großraum Bielefeld und Gütersloh
erlebten eine Premiere: Am Freitag, dem 23. und Samstag, dem 24.04.1999 fand
für sie erstmals ein umfangreiches Seminar in der Neuapostolischen Kirche in
Quelle statt. Namhafte Organisten und Musiklehrer stellten sich
an 1 1/2 Tagen als Referenten zur Verfügung, um die Teilnehmer
zu unterrichten.
Bereits bei der Anmeldung hatten die Organist(innen)
einen Fragebogen auszufüllen, worin sie ausführliche Angaben über ihre
Vorkenntnisse machten. Anhand dessen wurden sie in 6 Gruppen eingeteilt, so
daß das Leistungsniveau innerhalb jeder Gruppe in etwa gleich war. Die 30
Teilnehmer, die sich zuerst angemeldet hatten, bekamen abwechselnd Gelegenheit
zu praktischen Übungen am Instrument unter Anleitung der Dozenten. Die übrigen
Teilnehmer verfolgten den Unterricht als Zuhörer.
Insgesamt wurden 5 Fächer von 6 Dozenten angeboten:
Orgelliteratur bei Wolf-Rüdiger Spieler (Köln)
Hierfür wurden den Teilnehmern vorab die Noten folgender Stücke zugesandt:
Allein Gott in der Höh sei Ehr (F. W. Zachow)
Aus meines Herzens Grunde (Joh. Chr. Bach)
Wie schön leuchtet der Morgenstern (Joh. Chr. Bach)
Lobe den Herren (J. G. Walther)
Ach bleib mit deiner Gnade (Reger)
Aus tiefer Not schrei ich zu dir (Reger)
Eins ist Not, ach Herr dies Eine (Reger)
Lobe den Herren (Reger)
O das ich tausend Zungen hätte (Reger)
O Welt, ich muß dich lassen (Brahms)
Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ (J. S. Bach)
Jesu meine Freude (J. S. Bach)
Aus jeder Epoche sollte mindestens ein Stueck vorbereitet
werden, was dann im Unterricht behandelt wurde.
Harmonielehre bei Carsten Borkowski (Lübeck)
Herleitung von Dur-Tonleiter und Dreiklang aus der Obertonreihe
Struktur von Tonleiter und Dreiklang, Dreiklangsstellung und -lage
leitereigene Dreiklänge (Stufendreiklänge) und ihre funktionale Ordnung (Verwandtschaften)
harmonische Kadenz (Hauptfunktionen) in verschiedenen Tonarten
erweiterte Kadenz (mit Nebenfunktionen)
Harmonisierung einfacher Melodieteile
Intonationskunde Volker Hedtfeld (Dortmund)
Gestaltung von Choral-Intonationen als
einteilige Liedform
imitierter Kanon
Vorimitation
freie Imitation
Fughette
Choralspiel Ulrich Hedtfeld (Dortmund)
Einhalten von Takt und Rhythmus
Umgang Pausen
Fermaten
Registrierung
Gemeindegesang bei Edwin Heybutzki bzw. Andreas Neth
(beide Dortmund)
Tempowahl
Atmung ("äußere" und "innere" Pausen)
Phrasierung
Registrierung zum Gemeindegesang
In jedem der fünf Fächer wurden drei
Unterrichtseinheiten á 35 Minuten erteilt, davon je eine am Freitagnachmittag
und zwei am Samstag. Eine Gruppe hatte währenddessen immer die
Möglichkeit, die Unterrichtsinhalte ohne Anwesenheit eines Dozenten vor- bzw.
nachzubereiten.
Aus dem Teilnehmerkreis wurde Interesse an Empfehlungen
zum Bereich Orgelliteratur geäußert, die sich - über die Veröffentlichungen
des Verlages F. Bischoff hinaus - vor und nach dem Gottesdienst verwenden
läßt. Andreas Neth hat daraufhin eine Literarturliste erstellt, die eine
Auswahl aus verschiedenen Epochen beinhaltet (natürlich ohne Anspruch auf
Vollständigkeit).
Als Abschluß des ersten Tages erlebten die Teilnehmer des Ostwestfälischen Orgelseminars vor Ort, wie
eine Pfeiffenorgel aufgebaut und gegliedert ist. Am Beispiel der Orgel in Quelle erläuterte Wolf-Rüdiger Spieler
die verschiedenen Register bzw. Register-Gruppen und führte diese vor.
Anschließend konnten alle Teilnehmer die Orgelpfeiffen und die darunter
befindlichen Vorrichtungen der elektrischen Traktur zu besichtigen.
Der für die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen
zuständige Musikbeauftragte, Bez-Ält. Wolfgang Lack aus dem Bezirk Herford,
hatte die Schirmherrschaft zu dieser Veranstaltung übernommen.