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"Orgeln der Neuapostolischen Kirche"


Buchautor: Dr. Jürgen Brandhorst

Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Frankfurt/M.
Bestellnr. 4285 - Preis: 29,80 € / 47,60 CHF


Wer hätte das gedacht? In den europäischen Kirchen der Neuapostolischen Kirche stehen über 560 Pfeifenorgeln! Für eine vergleichsweise junge Kirche, die sich über den theologischen und kulturellen Stellenwert von Orgeln und Orgelmusik erst seit einigen Jahren Gedanken macht, sicher eine stattliche, auch überraschend hohe Zahl.

Annette Conrad, die als Leiterin der Musikabteilung des Verlages Friedrich Bischoff in Frankfurt seit längerem bemüht ist, die musikalische Produktpalette durch zahlreiche Neuerscheinungen von Büchern, Noten und Tonträgern aufzufrischen, hat mit der umfangreichen Dokumentation "Orgel der Neuapostolischen Kirche" ein hochwertiges Produkt platziert. Das großformatige und durch Sonja Burk graphisch sehr aufwändig und ansprechend gestaltete Buch setzt hinsichtlich Umfang, Aufmachung und Qualität wirklich neue, positive Akzente.

Als Autor wurde der Musikwissenschaftler Dr. Jürgen Brandhorst gewonnen, der durch seine Tätigkeit als Orgelsachverständiger für die NAK-Süddeutschland die Orgellandschaft in der Neuapostolischen Kirche im europäischen Raum gut kennt.

Das Buch gefällt durch seine klare Struktur: In einem ersten Teil werden 70 ausgewählte Instrumente ausführlich in Wort und Bild beschrieben. Der Autor war dabei nach seinen Worten bemüht, "eine möglichst große Bandbreite zu bieten nach geographischer Verteilung, Entstehungszeit, Aussehen und Größe und nach ihren Schöpfern" (Zitat Vorwort S. 6). Diese Dokumentation nimmt mit über 140 Seiten den weitaus größten Teil des insgesamt 222 Seiten starken Buches ein. Der Leser erfährt hier Ausführliches über Kirchenraum, Geschichte und Besonderheiten des jeweiligen Instrumentes, Disposition, oftmals sogar Details zu Materialien, Stimmung und Winddruck. Die aufwändige Bebilderung vermittelt einen guten Eindruck von den Kirchengebäuden, den Orgelwerken und gewährt dem Betrachter oft auch den Blick ins Innere der Instrumente.

In einem zweiten Teil skizziert der Autor die Aufgaben der Orgel als gottesdienstliches Instrument in der Neuapostolischen Kirche und gibt einen statistischen Überblick über die Bautätigkeit seit ca. 1900 sowie die Verteilung der regionalen Orgelbauaktivitäten in den verschiedenen Gebietskirchen.

Ein wichtiger, für die Gesamtbewertung der Orgelbausituation in der Neuapostolischen Kirche allerdings entscheidender Punkt, findet jedoch leider nur vergleichsweise kurze und (auf Seite 155) späte Erwähnung: Brandhorst setzt die Zahl von 563 Instrumenten ins Verhältnis zu den etwa 4100 Neuapostolischen Kirchen und kommt damit zu dem Schluss: "Nur jede siebte Gemeinde hat ein Pfeifeninstrument, die anderen verfügen lediglich über eine Imitation" (Zitat Seite 155). Die oftmals unselige musikalische Situation in sechs Siebteln der Gemeinden findet somit zumindest eine Erwähnung. Es bleibt daher zumindest an dieser Stelle deutlich festzuhalten: Das Standardinstrument in der Neuapostolischen Kirche ist - und bleibt wohl auch auf absehbare Zeit - die Elektronenorgel.

Ebenso kurz und vorsichtig fällt die Bemerkung über die Epoche der so genannten Kombinationsorgel aus: Brandhorst kommentiert treffend und knapp den fast nie gelungenen Versuch, in der Verbindung von elektronischer Klangerzeugung und Pfeifen eine Symbiose zwischen Original und Imitat zu schaffen und enthält sich - durchaus klug und viel sagend - einer ausführlichen musikalisch-ästhetischen Bewertung.

Ein reich bebildertes Kapitel mit 35 weiteren Instrumenten in verschiedenen Bausituationen (Orgel auf Emporen, Orgel hinter oder seitlich des Altars) sowie ein tabellarisches Inventar aller Instrumente, eine Dispositionsübersicht und ein Glossar schließen das Buch ab.

Fazit: Das Buch "Orgeln der Neuapostolischen Kirche" ist ein informatives, erlesen formuliertes und in jeder Hinsicht hochwertiges Produkt geworden, das in der Bibliothek von Orgel-Enthusiasten einen Platz verdient hat. Wenn es mit dazu beitrüge, die Orgelbegeisterung auch in die 3500 neuapostolischen Gemeinden zu tragen, die sich bislang mit der elektronischen Imitation zufrieden geben müssen und in deren Räumen noch nie ein echter Orgelton geklungen hat, wäre dies doch schön!

Wolf-Rüdiger Spieler, 26.01.2006